Gesundheit und Wohlergehen
Maßnahmen zum Klimaschutz
Nachhaltige Städte und Gemeinden
Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
Weniger Ungleichheiten
Koordinator: LUH - Leibniz Universität Hannover – Institut für Landschaftsarchitektur
Ansprechpartner: Dr. Heike Schäfer
Adresse: Herrenhäuser Straße 2a, 30419 Hannover
Tel.: +49 511-762-19257
E-Mail: schaefer(at)ila.uni-hannover.de
Projektpartner
- THD - Technische Hochschule Deggendorf - Technologie Campus Freyung, Prof. Dr. Wolfgang Dorner
- TUM - Technische Universität München - Lehrstuhl für Ingenieurgeologie, Prof. Dr. Kurosch Thuro
- DLR - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. - Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum, Dr. Hannes Taubenböck, Weßling
- AGR - AlpGeorisk, Dr. John Singer, Unterschleißheim
- SLU - Sachverständigenbüro für Luftbildauswertung und Umweltfragen, Dr. Klaus Martin, München
Projektpartner in Kolumbien
- EAFIT - Escuela de Administración, Finanzas e Instituto Tecnológico, Medellín - Centro de Estudios Urbanos y Ambientales, Prof. Alejandro Echeverri Restrepo
- DAGRD - Departamento Administrativo de Gestión del Riesgo de Desastres, Medellín
- SIATA - Sistema de Alerta Temprana del valle de Aburrá, Medellín
- ORM - Oficina de Resiliencia de Medellín
- FS - Fundación Sumapaz, Medellín
- SCG - Sociedad Colombiana de Geología, Medellín
- DAP - Departamento Administrativo de Planeacion, Medellín
- Tejearañas
- Sociedad Colombiana de Geología
- Departamento Administrativo de Planeacion
Stärkung der Resilienz informeller Siedlungen gegen Hangbewegungen
Weltweit steigt die Zahl gefährdeter Menschen in Erdrutschgebieten durch unkontrollierte Urbanisierung und Auswirkungen des Klimawandels. Das Ausmaß erforderlicher Umsiedlungen überfordert in der Regel Kommunen und Verwaltungen mit begrenzten finanziellen Mitteln. In der kolumbianischen Stadt Medellín erstrecken sich selbstgebaute Stadtviertel über Berge, deren Hänge immer wieder nachgeben und ganze Siedlungen unter sich begraben. Das deutsch-kolumbianische Forschungsprojekt Inform@Risk entwickelt gemeinsam mit Ortsansässigen der informellen Siedlungen von Medellín ein kostengünstiges und wartungsarmes Frühwarnsystem.
Geosensoren für informelle Siedlungen
Weltweit treiben die Folgen des Klimawandels und ungesteuerte Siedlungsentwicklung die Anzahl von Erdrutschen bedrohter Menschen kontinuierlich nach oben. Frühwarnsysteme bieten eine wirksame Alternative zur Umsiedlung von Menschen in erdrutschgefährdeten Regionen. Allerdings sind ihre Einsatzmöglichkeiten in ärmeren Regionen aufgrund eingeschränkter Genauigkeit und hoher Kosten bisher limitiert. Das Verbundprojekt Inform@Risk zielt auf die Entwicklung eines kostengünstigen und ortsspezifischen Frühwarn- und Evakuierungssystems, das speziell an die komplexen räumlichen und sozialen Bedingungen informeller Siedlungen angepasst ist.
Entwicklungs- und Teststandort für das Frühwarnsystem ist die Stadt Medellín in Kolumbien, wo derzeit ca. 100.000 Menschen in gefährdeten Gebieten leben. Erstmalig in einem informell besiedelten Gebiet soll ein dichtes Netz an Geosensoren installiert werden, das kleinste Hangbewegungen detektieren kann und präzise Vorhersagen für Warnungen ermöglicht.
Das deutsche Team, das Kompetenzen der Geotechnik sowie Stadt- und Landschaftsplanung umfasst, wird mit einem kolumbianischen Team aus Experten des Katastrophenmanagements, Stadtplanern, Sozialarbeitern, Bürgerinitiativen und betroffenen Ortsansässigen zusammenarbeiten.
Vernetzung von Frühwarnsystemen, Web-Technologien und Landschaftsplanung
Das Projekt erhebt Daten auf Ebene der Stadtregion, des Stadtteils und des Quartiers. In jeweils einem exemplarischen Stadtteil und Quartier wird das Frühwarnsystem gemeinsam mit den Menschen vor Ort implementiert und getestet werden. Bei der Datenerhebung kommen kostengünstige und einfach zu handhabende Sensorensysteme zum Einsatz, die Daten über unterirdische Prozesse der erdrutsch-gefährdeten Hänge gewinnen. Die Verbindung mit einer automatisierten Analyse-Software soll die Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit des Systems verbessern. Zusätzlich werden Informationen aus Smartphone-basiertem Crowdsourcing, aus Fernerkundungsdaten und sozialen Medien verwendet, um technisches Expertenwissen stärker mit dem Erfahrungswissen der Einwohner informeller Siedlungen zu verbinden. Die Sensorenelemente, Evakuierungsrouten und Schutzräume werden gut sichtbar im öffentlichen Raum der Siedlungen als multifunktional nutzbare Elemente integriert, die im alltäglichen Leben der Menschen präsent sind. Sie sollen Sicherheitsgefühl und Eigenverantwortlichkeit der Menschen stärken.
Inform@Risk folgt der Methode von Reallaboren, in denen Experten und Ortsansässige gemeinsame Lösungen für speziell zugeschnittene Warn- und Evakuierungsstrategien in einem kooperativen und transdisziplinären Entscheidungsprozess entwickeln.
Handlungsempfehlungen für ein integriertes Frühwarnsystem
Während der Trainings- und Testphase wird das neu entwickelte Frühwarn- und Evakuierungssystem für ein Jahr lang im Quartier erprobt und abschließend evaluiert. Von den Ergebnissen erhoffen sich die Projektbeteiligten nicht nur Aufschluss über die technischen Faktoren wie Funktionalität, Kosteneffizienz und Präzision des Low-Tech-Ansatzes. Auch die Akzeptanz des Gesamtsystems bei den Ortsansässigen und die Nachhaltigkeit des Beteiligungsprozesses sind für das Projekt von Bedeutung.
Die Einbeziehung der Bewohner in Entwicklung, Bau und Unterhaltung des Frühwarnsystems sowie die kontinuierliche Aktualisierung von Daten mit Hilfe von durch Ortsansässige freiwillig erstellten Geo-Information sind ein wichtiger Baustein, um Akzeptanz und Sicherheit des Systems zu steigern. Software und Daten werden daher öffentlich zugänglich und übertragbar sein. Aus den Erkenntnissen des Projekts werden Handlungsempfehlungen für die Übertragbarkeit eines integrierten Frühwarnsystems erarbeitet. Dies ermöglicht es lokalen Verwaltungen und Kommunen, ein proaktives und ortsspezifisches Risikomanagement zu betreiben.
Die städtischen Behörden der Katastrophenvorsorge in Medellín beabsichtigen, den Prototyp des Frühwarnsystems in ihre Praxis zu integrieren und auf andere Standorte der Andenregion zu übertragen. Langfristiges Ziel ist die Entwicklung eines marktfähigen, kostengünstigen und alltagstauglichen Systems, das bevorzugt in den kapitalschwachen Wachstumszonen der globalen Urbanisierung einsatzfähig ist.