Datum
30.11.2021
Themenbereiche
Naturrisiken
Regionen
Kolumbien
Projekte
Image
Gemeinsame Ortsbegehung mit Vertretern der Behörden von Medellín.

Inform@Risk: Deutsche Projektteams reisen nach Medellín zur Installation des Frühwarnsystems

Ende November 2021 reisten die Projektteams der Leibniz Universität Hannover, der TU München sowie des Unternehmens AlpGeorisk nach Medellín (Kolumbien), um den Stand der Installationsarbeiten der neu entwickelten Sensorentechnik für Hangbewegungen und ihre Integration in den öffentlichen Raum der informellen Siedlung zu begutachten. Erstmals seit Beginn der Pandemie waren wieder persönliche Treffen mit den kolumbianischen Partnern und den Einheimischen vor Ort möglich, um die spätere Übernahme und Weiterführung des Systems nach Ende des Projekts im Dezember 2022 vorzubereiten.

Im August letzten Jahres war mit der Testinstallation der Sensoren und dem Bau einer 275 m langen Pilotstrecke begonnen worden. Neben den Pandemie bedingten Verzögerungen stellte sich die Bautätigkeit aufgrund der schwierigen Bedingungen im steilen Gelände der informellen Siedlungen als eine Herausforderung dar. Die Testinstallation wurde während der Pandemie durch die kolumbianischen Partner vor Ort koordiniert, wobei Entscheidungen auf der Baustelle ausschließlich online mit den deutschen Partnern kommuniziert werden konnten. Die Hauptinstallation schließt nun unmittelbar an die Testinstallation und die daraus gewonnen Erfahrungen an. Das Geologen-Team von TUM und AlpGeorisk übernahm vor Ort die technischen Anschlüsse erster Sensoren und des ersten Gateways, das bis zur Installation des Hauptsystems Messungen der Sensorik des Testsystems durchführt.

Zur Integration der Sensoren in die Siedlung wurden unterschiedliche Prototypen zur Markierung und Einhausung der Sensoren getestet, die das System schützen und im Alltag der Menschen vor Ort sichtbar und verständlich machen sollen. Die Verwendung örtlicher Mauerziegel hat sich dabei bewährt, um kleine Quader und Sitzbänke herzustellen, die für Treffen und Aufenthalt im öffentlichen Raum genutzt werden können. Weitere Sensoren sollen an privaten Wohnhäusern angebracht werden. Das Landschaftsarchitekten-Team der LUH legte vor Ort geeignete Standorte fest und gestaltete gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohner die farblichen Markierungen der Einhausungen. Insgesamt hat es sich während der Reise als sehr wichtig erwiesen, wieder persönlich mit den Menschen vor Ort in Kontakt treten zu können, um das Vertrauensverhältnis zu stärken und die Weiterentwicklung des Systems in Zusammenarbeit mit den Behörden von Medellín voranzubringen.

Das Frühwarnsystem soll bis Frühjahr 2022 fertiggestellt sein, um dann die technische Optimierung der Software sowie Trainings mit der Bevölkerung für den Alarmfall und die Evakuierung durchzuführen. Das Projekt Inform@Risk ist als Reallabor und lernendes System mit Cloud-basierter Technologie konzipiert, die es ermöglicht, Daten von zahlreichen Sensoren zu verarbeiten und mittels “Sensor Fusion” Methoden zu kombinieren. Zudem sollen in Einzelmessungen Muster basierend auf “Machine Learning” (KI) erkannt werden, um natürliche Hangbewegungen von menschlichen Einflüssen unterscheiden zu können. Die Verbindung dieser neuen Technologie mit der Bürgerbeteiligung vor Ort hat positive Resonanz von unterschiedlichen Fachbehörden in Medellín erhalten. Das Projekt fügt sich damit in die Innovationsstrategie der Stadt ein, die darauf ausgerichtet ist, Digitalisierung und soziale Aspekte zukünftig stärker zu verbinden. Zur geplanten Übergabe des Systems an die Stadt Medellín werden zur Zeit weitere Verhandlungen geführt und Strategien für die  Übertragbarkeit auf andere Stadtgebiete erarbeitet.

Erläuterungen zur Sensorik bei der gemeinsamen Ortsbegehung. Foto: TUM
Erläuterungen zur Sensorik bei der gemeinsamen Ortsbegehung. Foto: TUM
Einhausung der Sensoren als Bänke im öffentlichen Raum. Foto: LUH/ DAGRD
Einhausung der Sensoren als Bänke im öffentlichen Raum. Foto: LUH/ DAGRD
Farbkennzeichnung der Sensoren-Einhausung. Foto: LUH
Farbkennzeichnung der Sensoren-Einhausung. Foto: LUH
Workshops mit den Bewohnerinnen und Bewohnern. Foto: LUH
Workshops mit den Bewohnerinnen und Bewohnern. Foto: LUH