Inform@Risk: Testinstallation für Frühwarnsystem in Medellín
Im Rahmen des Inform@Risk Projekts soll erstmalig in einem informell besiedelten Gebiet ein dichtes Netz kostengünstiger und wartungsarmer Geosensoren umgesetzt werden. Dabei wird ein neu entwickeltes drahtloses Geosensornetzwerk sowie eine ca. 275 Meter lange Pilotstrecke eines linearen Deformationssensors (Continuous Shear Monitor) installiert. Die auf Internet of Things (IoT) und 3D-Druck Technologien basierenden Sensoren können bereits geringfügige Hangdeformationen, die vor einem katastrophalen Versagen eines Hanges auftreten, detektieren. Zusätzliche Sensoren beobachten die Auslöser von Hangbewegungen wie z.B. Niederschlag, so dass eine präzisere Gefahreneinschätzung und Warnung vor Hangbewegungen möglich wird.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Beteiligung der lokalen Bevölkerung und der Integration der Sensoren in die öffentlichen Räume der Siedlung. Die Sensoren werden durch speziell entworfene Einhausungen geschützt und sichtbar im öffentlichen Raum platziert. An besonderen Orten sind diese als Bänke und kleine Plätze gestaltet. Sensorenstandorte und Evakuierungsrouten wurden in gemeinsamen Ortsbegehungen festgelegt und zur Markierung der Standorte wurden bereits mehr als 200 Bäume in gemeinschaftlicher Aktion gepflanzt. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben dabei auch „Sensor-Patenschaften“ für einzelne Standorte übernommen.
Das Sensorsystem wurde bereits seit Herbst 2020 in Deutschland getestet, pandemiebedingt hat sich jedoch die Installation vor Ort immer wieder verzögert. Workshops mit der Bevölkerung konnten lange Zeit nur online durchgeführt werden, was sich angesichts fehlender Infrastruktur in der informellen Siedlung als schwierig erwies. Im Zuge der Testinstallation sollen das Sensorsystem und die Einhausungen nun hinsichtlich der Installation und des Einsatzes in einer informellen Siedlung weiter optimiert werden. Das Gesamtsystem soll bis Ende 2021 fertiggestellt werden, um im Anschluss Trainings mit der Bevölkerung durchzuführen und das Frühwarnsystem hinsichtlich der Übertragbarkeit auf andere Standorte in der Region zu evaluieren.