Datum
28.02.2020
Themenbereiche
Landmanagement
Regionen
Kirgistan
Projekte
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Auswahl eines Hauses für das Interview (links) und Forschungsdatenerhebung durch Befragung des Hausbesitzers (rechts)

ÖkoFlussPlan: Quantitative Haushaltsbefragung in Kirgistan

Forscher der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) und der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) haben in Zusammenarbeit mit der kirgisischen Partneruniversität Naryn State University (NSU) im Februar in der Gemeinde Ak-Tal eine quantitative Haushaltsbefragung durchgeführt. Die Forschungsgruppe konnte wichtige Daten für die weiteren Schritte des Projekts sammeln.

Übergeordnetes Ziel von ÖkoFlussPlan ist es, die Auwälder entlang des Naryn-Flusses zu erhalten, deren Fortbestand zurzeit durch Überweidung und Brennholznutzung gefährdet ist. Um zukunftsfähige Formen der Auwald-Nutzung zu entwickeln, müssen einerseits die lokalen Waldnutzungsstrukturen genau verstanden, und andererseits nachhaltige Alternativen an verfügbaren, erneuerbaren Energieressourcen angeboten werden. Um neue regenerative Energien in die lokale Energienutzung zu integrieren, ist es wiederum unerlässlich, den Energiebedarf der jeweiligen Haushalte im Projektgebiet zu verstehen.

Zu diesem Zweck wurde in enger Zusammenarbeit mit der NSU eine quantitative Haushaltsbefragung im Dorf Ak-Tal, das zur Fallstudie gewählt worden war, durchgeführt. Ak-Tal liegt in der Region Naryn in unmittelbarer Nähe des Naryn-Flusses. Während des Forschungsaufenthaltes wurden 40 der insgesamt 234 Haushalte befragt, wobei die Schwerpunkte der gestellten Fragen auf Waldnutzung und Energieverbrauch lagen. Der Fragebogen umfasste 15 Seiten und fast 100 Fragen.

Der energiebezogene Teil des Fragebogens enthielt Fragen zu allgemeinen Gebäudeinformationen, zu den Verhaltensmustern der Bewohnerinnen und Bewohnern, zur Wohnsituation, zum subjektiven Empfinden der Raumwärme, zum Stand der Wärme- und Stromversorgung, zur Nutzung fester Brennstoffe (z.B. Kohle, Brennholz, Kuhdung) für die Raumheizung sowie Fragen zur Art der Warmwasserversorgung und zu den Kochmöglichkeiten in den jeweiligen Häusern.

Der waldbezogene Teil des Fragebogens fragte nach den Ausmaßen legaler und illegaler Brennholznutzung, nach der Anzahl von Weidetieren und deren Weidezeit im Auwald, nach der Einschätzung der Anwohner zum gegenwärtigen Zustand des Waldes, zu möglichen nachhaltigen Nutzungsstrategien und schließlich nach der Bedeutung weiterer Ökosystemdienstleistungen des Auwaldes.

Auswahl eines Hauses für das Interview (links) und Forschungsdatenerhebung durch Befragung des Hausbesitzers (rechts)
Auswahl eines Hauses für das Interview (links) und Forschungsdatenerhebung durch Befragung des Hausbesitzers (rechts) © Kedar Mehta – TH Ingolstadt

Der zweiwöchige Aufenthalt vor Ort mitten im Winter ermöglichte es dem Forschungsteam, die lokalen Bedingungen der Haushalte genauer unter die Lupe zu nehmen. Das persönliche Gespräch mit den Anwohnerinnen und Anwohnern während des Interviews ergab grundlegende Einblicke in ihre Sichtweise der Energieversorgung und der Verbrauchsentwicklung einerseits und ihrer Nutzung und Wahrnehmung des Auwaldes andererseits. Die erfolgreiche quantitative Haushaltsbefragung und die gesammelten Ergebnisse werden eine profunde Grundlage für das Verständnis des Energieverbrauchs und der Waldnutzung von kirgisischen Dörfern am Naryn-Fluss bilden.

Das Dorf Ak-Tal im Winter
Das Dorf Ak-Tal im Winter. © Siegmund Missall - HNE Eberswalde

Gleichzeitig bot dieser Forschungsaufenthalt fünf Studierenden der NSU eine Gelegenheit, sich im Führen von Interviews fortzubilden. Für den Wissenstransfer zwischen der THI und der NSU, hielt Herr Kedar Mehta (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am THI) einen Vortrag zum Thema „Building heat energy supply and effectiveness of thermal insulations in cold climatic regions“. Um die praktischen Fähigkeiten der NSU-Studierenden weiter zu verbessern, wurde der Vortrag mittels einer Softwareschulung („EnergyPlus“ – Software zur Gebäudeenergiesimulation) ergänzt. Darüber hinaus haben die THI und NSU für das Themenfeld erneuerbare Energien eine Forschungskooperation zur Stärkung der Hochschulbildung / des Forschungsnetzwerkes unterzeichnet. Im Rahmen dieser Vereinbarung ist schon jetzt die Erstellung von Bachelorarbeiten dreier Studierender der NSU (ab März 2020) – innerhalb des Projekts ÖkoFlussPlan – beabsichtigt.

Austausch des Forschungsvertrags mit NSU-Rektor Prof Dr. Tashtanbek Siyaev (links) und Lehrtätigkeit am NSU-Campus (rechts) [© Kedar Mehta – TH Ingolstadt]
Austausch des Forschungsvertrags mit NSU-Rektor Prof Dr. Tashtanbek Siyaev (links) und Lehrtätigkeit am NSU-Campus (rechts). © Kedar Mehta – TH Ingolstadt