Kein Hunger
Keine Armut
Leben an Land
Nachhaltiger Konsum und Produktion
Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
Koordinator: Sachsen-Leinen e.V.
Ansprechpartner: Lovis Kneisel
Adresse: August-Bebel-Str. 2, 04416 Markkleeberg
Tel.: +49 341 35037582
E-Mail: lovis.kneisel(at)sachsenleinen.de
Projektpartner in Deutschland:
- Fachgruppe Geoökologie am Institut für Geowissenschaften und Geographie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- Hanffaser Uckermark eG, Prenzlau
- Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V., Potsdam
- Sächsisches Textilforschungsinstitut e.V., Chemnitz
- hessnatur Stiftung
Projektpartner in Zentralasien:
- World Agroforestry (ICRAF) Central Asia, Kirgistan/Kasachstan
- TOO Kazhemp, Kasachstan
- Tobinamcell LLC, Usbekistan
- Technische Universität Almaty, Kasachstan
- Kasachische Nationaluniversität – Al Farabi
- Kasachische Nationale Agraruniversität
- Internationales Innovationszentrum für das Aralseegebiet (IICA), Usbekistan
Wiederinkulturnahme versalzener Ackerstandorte Zentralasiens mit angepassten Rohstoffpflanzen (Kendyr) sowie textile Wertschöpfung als Alternative zur Baumwolle
Zentralasien ist seit den 1950er Jahren eine der weltweit bedeutendsten Regionen für den Anbau von Baumwolle. Die Baumwollgewinnung hat nicht nur maßgeblich zur Verknappung der Wasserressourcen in der Region beigetragen, sondern verursachte auch die sekundäre Versalzung großflächiger Ackerstandorte. Vor dem Hintergrund abnehmender und stärker saisonal auftretender Wasservorräte – eine Folge des Klimawandels – gepaart mit der weitläufigen Degradierung landwirtschaftlicher Flächen verringerte sich die zentralasiatische Anbaufläche für Baumwolle seit 2007 um mehr als die Hälfte, mit kontinuierlich sinkendem Trend. Die Regierungen der Region haben die Problematik erkannt und unterstützen die Suche nach alternativen Möglichkeiten des Landmanagements für den Anbau von Nutzpflanzen auf degradierten Ackerstandorten sowie nach weniger umweltbelastenden, ressourcenintensiven Rohstoffen für die regionale Industrie.
Perspektive: Kendyr als zukunftsfähige Alternative zu Baumwolle
Kendyr (Apocynum venetum L.) ist eine natürlicherweise in Zentralasien vorkommende Pflanze aus der Familie der Apocynaceae (Hundsgiftgewächse), aus deren Stängelrinde textilfähige Bastfasern gewonnen werden können. Wissenschaftliche Ansätze zu ihrer Kultivierung stammen aus der ehemaligen Sowjetunion und wurden durch die starke Konzentration auf Baumwolle verdrängt. Heute ist eine wirtschaftliche Nutzung nur in Bereichen Chinas bekannt und beschränkt sich auf handwerkliche Verarbeitung von Kleinstmengen aus Wildsammlung. Dass die Pflanze in der Lage ist, auf stark salzbelasteten Böden produktiv zu wachsen und Grundwasser in bis zu 4 m Tiefe zu erschließen, macht sie zu einer vielversprechenden Kultur für die textilen Märkte der Zukunft.
Der Ansatz: systematische und ganzheitliche Untersuchung von Anbau, Ernte und Verarbeitung
Im Fokus des Projekts steht daher die Erzeugung einer baumwollähnlichen Faserqualität, die als Mischungspartner die Verarbeitung auf vor Ort vorhandenen Baumwolltextilmaschinen erlaubt. Ein deutsch-zentralasiatisches Konsortium aus insgesamt 13 Partnern der Bereiche Landwirtschaft, nachhaltige Landnutzung/Landschaftsökologie, Textiltechnik, textile Vermarktung und Nachhaltigkeitsbilanzierung arbeitet in KendyrTEX eng zusammen, um die Wildpflanze Kendyr mit handwerklicher Verarbeitungstechnologie zu einer Kulturpflanze mit industriellem Charakter für den Einsatz in innovativen textilen und technischen Anwendungen weiterzuentwickeln. Hierfür gilt es, neben einem klima- und standortangepassten, aber zugleich möglichst produktiven und qualitätsorientierten landwirtschaftlichen Anbau im zweiten Schritt moderne und effektive Ernte- und Aufbereitungsmethoden zur schonenden und umweltfreundlichen Fasergewinnung zu erarbeiten. Der ganzheitliche Projektansatz umfasst ökosystemare Aspekte des Anbaus und Agrartechnologie, textiltechnologische Verarbeitung sowie Produktentwicklung und Marketing.