Datum
20.11.2023
Themenbereiche
Wassermanagement
Landmanagement
Naturrisiken
Regionen
Vietnam
Image
ViWaT-Engineering Pilotstandort mit Landsenkungsobservatorium im südlichen Mekong-Delta, Vietnam. Foto: Felix Dörr

ViWaT-Engineering: Observatorium zur Messung der Landsenkung im Mekong-Delta auch nach Projektende in Betrieb

Das südliche Mekong-Delta liegt im Mittel nur knapp 80 cm über dem Meeresspiegel. Die Landsenkung von bis zu 3 cm pro Jahr stellt daher eine existenzielle Bedrohung für die über 20 Mio. Einwohner der Region dar. Im Rahmen des CLIENT II-Forschungsprojekts ViWaT-Engineering bauten die Forschenden des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ein innovatives Messsystem auf, mit dem erstmals tiefendifferenzierte Landsenkungsmessungen im Mekong-Delta möglich sind. Dieses Observatorium sowie die Daten von drei Grundwassermessstellen, einer Wetterstation, diversen Bodenfeuchtesensoren und einem Radarreflektor ermöglichen am Pilotstandort bislang einzigartige Einblicke in die Prozessdynamik der Landsenkung. Die automatisierte Übermittlung der Messdaten an die Server des KIT bzw. der vietnamesischen Partnerbehörden ermöglichen eine direkte Auswertung der Forschungsdaten auch über das Ende der Projektlaufzeit hinaus.

Landsenkungen führen im südlichen Mekong-Delta zum Verlust von Land und Frischwasservorkommen. Diese Entwicklung stellt die lokale Bevölkerung vor enorme Herausforderungen. Während die Versalzung der Oberflächengewässer und des Grundwassers die nutzbaren Wasserressourcen zunehmend einschränkt, ist das südliche Mekong-Delta zusätzlich mit Küstenerosion und Landsenkung konfrontiert, die, verstärkt durch den Meeresspiegelanstieg, die Lebensgrundlage von über 20 Millionen Menschen ernsthaft bedrohen.

Erste Messdaten des Landsenkungsobservatoriums des CLIENT II-Projekts ViWaT-Engineering bieten nun einen bisher einzigartigen Einblick in die Prozessdynamik der Landsenkung und können somit einen wichtigen Beitrag leisten, die Ursachen von Landsenkungen eindeutig zu definieren und darauf aufbauend mögliche Gegenmaßnahmen zu entwickeln.

Als eine der Hauptursachen für die Landsenkung galt die starke Grundwasserentnahme – diese Annahme konnte mithilfe des im Mekong-Delta installierten Messsystems des Forschungsprojekts ViWaT-Engineering nun eindeutig belegt werden. Zur tiefendifferenzierten Messung der Landsenkung wurde am Pilotstandort eine 164 m tiefe Bohrung durchgeführt und eine Messkette mit acht digitalen Extensometern (Dehnungsmessgeräten) installiert. Die Messkette hängt dabei frei in einem Messrohr, welches durch Teleskopsegmente in separat bewegliche Abschnitte unterteilt ist. In verschiedenen Tiefen sind Magnetringe am Messrohr befestigt. Kleinste Verschiebungen im Untergrund im Bereich von bereits 0,01 mm werden auf die beweglichen Messrohrabschnitte und deren Magnetringe übertragen. Die relative Bewegung zwischen den Extensometern und den Magnetringen wird in 10-Minuten-Intervallen digital aufgezeichnet und ebenso wie die Daten von drei Grundwassermessstellen, einer Wetterstation und diversen Bodenfeuchtesensoren automatisch an die Server des KIT bzw. der vietnamesischen Partnerbehörden übermittelt.

Die seit Dezember 2022 erfassten Messdaten zeigen eine eindeutige Korrelation zwischen Landsenkung und den fallenden Grundwasserspiegeln sowie eine temporäre Stagnation der Landsenkung in der Regenzeit, wenn die Grundwasserdruckspiegel zeitweise ansteigen. Weiterführende Untersuchungen sind für die kommenden Jahre geplant, sodass der Pilotstandort auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Landsenkung im Mekong-Delta leisten kann.

Diese ersten Erkenntnisse aus den Messdaten tragen wesentlich zur Erarbeitung möglicher Gegenmaßnahmen bei, in deren Fokus insbesondere die Vermeidung weiterführender Grundwasserabsenkungen stehen muss. Hierbei spielt vor allem die Erschließung alternativer Wasserressourcen eine wichtige Rolle. Auch die Erarbeitung von Ufer- und Küstenschutzmaßnahmen, die Durchführung geo- und hydrochemischer Untersuchungen sowie der Wissenstransfer an die lokalen Projektpartner stellen seit Projektstart einen wesentlichen Schwerpunkt von ViWaT-Engineering dar. Obwohl das Projekt im Dezember 2022 endete, forschen am KIT derzeit vier Promovierende weiterhin an den Fragestellungen aus dem Projekt.

Weiterführende Informationen zum Forschungsprojekt ViWaT-Engineering finden Sie unter https://www.viwat.info/ und auf der Projektseite.