Datum
20.06.2022
Themenbereiche
Landmanagement
Regionen
Kasachstan
Projekte
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Feldkampagne in Südkasachstan

Locust-Tec: Feldkampagne in Südkasachstan erfolgreich abgeschlossen

Heuschreckenausbrüche häufen sich zunehmend: Im Mai 2022 konnte das „Locust-Tec“ Team nach Südkasachstan reisen und während der Entwicklungsphase der Marokkanischen Heuschrecken wichtige Feldaufnahmen und Versuche durchführen.

Im Mai 2022 konnte das „Locust-Tec“ Team wieder nach Südkasachstan in die Oblast Turkistan reisen und während der Entwicklungsphase der Marokkanischen Heuschrecken wichtige Feldaufnahmen und Versuche durchführen. Zusammen mit kasachischen Partnern und Unterstützung nationaler und regionaler Behörden wurde die Kampagne in Gebieten mit hoher Dichte an Heuschreckennymphen durchgeführt. Neben den Einsatz von Drohnen, digitaler Datenaufnahme mit Hilfe einer im Projekt speziell entwickelten App, konnte auch der Prototyp des elektrischen Gitters weiterentwickelt und unter realen Bedingungen getestet werden.

Elektrische gitter
Feldtest mit elektrischen Prototyp-Gitter zur nachhaltigen Kontrolle der Heuschrecken-Population. © Locust-Tec

Für eine Verbesserung der Effizienz bei Lokalisierung von Heuschrecken und deren Ausbreitung, spielt der Einsatz von Drohnen eine wichtige Rolle. Speziell die Anhäufung von Marokkanischen Heuschreckennymphen, welche sich durch ihre spezifisch dunkle Farbe stark von ihrer Umgebung unterscheiden, kann in Drohnenüberflügen identifiziert werden. Neben der Anhäufung von tausenden von Nymphen (zu sogenannten Bändern und Gruppen), können betroffene Gebiete auch durch beschädigte Vegetation erkannt werden. Mit Hilfe digitaler Bildverarbeitung können diese Flächen schnell und effektiv identifiziert und den Kontroll-Teams die entsprechenden Lokationen übermittelt werden.

 

Trotz Einsatz und Vorteile von Satelliten- und Drohnendaten bleibt das Monitoring am Boden durch Experten immer noch die wichtigste Komponente. Genaue Position, Anzahl der Heuschrecken pro m², deren Größe und Entwicklungsstadium, sowie weitere qualitative und quantitative Parameter müssen dabei erhoben werden. Um diese Aufgabe zu erleichtern und weniger fehleranfällig zu machen, wird im Rahmen des „Locust-Tec“ Projektes die SuN-Mobil App in enger Zusammenarbeit mit lokalen Experten konzipiert und wurde auch während der Feldkampagne weiter getestet. Eine digitale Datenaufnahme trägt nicht nur zur Digitalisierung bei, sondern erleichtert langfristig das Monitoring und ermöglicht neue Analysen und entsprechende Schlussfolgerungen.

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Dronenaufnahme © Locust-Tec
Ansammlung der Marokkanischen Heuschrecken aus der Perspektive am Boden
Ansammlung der Marokkanischen Heuschrecken aus der Perspektive am Boden. © Locust-Tec

Aktuell wird die Kontrolle und Bekämpfung von Heuschreckenpopulation bzw. Ausbrüche meist mit Einsatz von speziellen Pestiziden durchgeführt. Pestizide sind zwar hoch wirksam, sind aber aus Sicht der Umweltverunreinigung, Schaden für Ökologie und Gesundheit kritisch zu sehen. Im Rahmen des „Locust-Tec“ Projektes wird deshalb der experimentelle Einsatz von elektrischem Gitter als umweltfreundliche Alternative getestet. Der erste Prototyp eignet sich zwar nicht für großräumigen Einsatz, zeigt aber Potential zukünftig z.B. in Schutzgebieten eingesetzt zu werden. Auch eine Kombination mit anderen, weniger umweltschädlichen Methoden, wie z.B. Einsatz von Biopestiziden wäre denkbar, um in sensiblen und schützenswerten Gebieten den Eintrag von Chemikalien zu minimieren bzw. ganz zu vermeiden.

Heuschreckenausbrüche in verschiedenen Teilen von Europa häufen sich auch im Jahr 2022. Aufgrund von Trockenheit verbunden mit Änderung in der Landnutzung gab es auf der italienischen Insel Sardinien bereits das vierte Jahr in Folge einen Ausbruch der Marokkanischen Wanderheuschrecke (Dociostaurus maroccanus) bei dem mehrere tausend Hektar landwirtschaftlicher Fläche beschädigt wurden. In der rumänischen Region Tulcea kommt es aktuell zu einem lokalen Ausbruch der Europäischen Wanderheuschrecke (Locusta migratoria), welche lokale Landwirte und Gemeinden zusätzlich zur andauernden Trockenheit belasten. Durch den Klimawandel und gleichzeitiger Veränderungen der Landnutzung wird es auch in Zukunft in vielen Regionen der Welt wahrscheinlich wieder verstärkt zu Heuschreckenausbrüchen unterschiedlicher Größenordnung kommen. In vielen Ländern gehört regelmäßiges Monitoring und Bekämpfung zu sogenannten Heuschreckenmanagement um die ausgehenden Gefahren unter Kontrolle zu haben. Das Heuschreckenmanagement im zentralasiatischen Land Kasachstan ist auch eines der Foki des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projektes „Locust-Tec“ im Rahmen des CLIENT-II Programms (Internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen). Kartierung von potentiellen Gebieten für mögliche Ausbreitung, regelmäßige und standardisierte Feldaufnahmen der lokalen Populationen und deren Zustand, sowie ggfls. Rechtzeitige Bekämpfung gehören seit Jahrzehnten zu wesentlichen Aufgaben des Heuschreckenmanagements. Das „Locust-Tec“ Projekt untersucht neue Möglichkeiten und unterstützt die Implementierung von innovativen Technologien und umweltfreundlicheren Alternativen der Bekämpfung.

Mehr Informationen zum Projekt unter: https://locust-tec.eoc.dlr.de/